© Verlagsgruppe Random House GmbH
Nachdem die US-Krimi-Autorin Karin Slaughter ihre Leser bereits in ihrem vorherigen Thriller Bittere Wunden in einigen Rückblenden in die jüngere Vergangenheit Atlantas entführt hat, liegt nun mit Cop Town – Stadt der Angst ihr erster historischer Kriminalroman in deutscher Sprache vor. Im Atlanta des Jahres 1974 schickt die Autorin zwei junge Polizistinnen auf Serienmörderjagd. Protagonistin Maggie Lawson stammt aus einer Polizisten-Familie, doch während ihr Onkel Terry sehr stolz auf die Polizei-Karriere von Maggies älterem Bruder Jimmy ist, betrachtet er Maggies Entscheidung, ebenfalls als Ordnungshüterin zu arbeiten, absolut skeptisch. Das ist allerdings nicht persönlich gemeint, Terry lehnt grundsätzlich sämtliche Veränderungen ab, die sich bei der Polizei in Atlanta in den vorangegangen Jahren eingeschlichen haben, sei es nun die Einführung von fast gleichberechtigten afroamerikanischen, weiblichen oder sogar afroamerikanischen weiblichen Polizeibeamten. Maggie ist seit Jahren bei der Truppe und hat sich zu einer respektierten Polizistin hochgearbeitet. Kate Murphy hingegen kommt frisch von der Polizei-Akademie und hat zu Beginn des Romans gerade ihren ersten Arbeitstag. Kate stammt aus einer reichen, jüdischen Familie. Anstatt nach dem frühen Tod ihres Ehemanns im Vietnamkrieg wieder in die Villa ihrer Eltern zurückzukehren, hat Kate sich für ein selbstständiges Leben als Polizistin entschieden. Von Anfang an plagen die hübsche junge Frau jedoch Zweifel daran, ob sie den Herausforderungen des Jobs gewachsen ist: die männlichen Kollegen halten sie für eine Witzfigur und glotzen und grabschen sie an, während ihre Kolleginnen sich über sie lustig machen und darauf wetten, wie lange sie wohl durchhält. Verständlicherweise ist Maggie alles andere als begeistert, als ihr Frischling Kate zum Streife fahren zugeordnet wird. Doch aus der Partnerschaft wider Willen entwickelt sich nach und nach eine effektive Zusammenarbeit. Und während ihre männlichen Kollegen auf der Suche nach dem berüchtigten „Atlanta Shooter“, einem Serienmörder, der es auf Polizisten abgesehen hat, die Stadt auf den Kopf stellen, sind es ausgerechnet Maggie und Kate, die schließlich dem wahren Täter auf die Spur kommen…
Karin Slaughter baut in Cop Town eine düstere Atmosphäre auf, indem sie dem Leser die sozialen Probleme jener Zeit schonungslos vor Augen führt. Die einzelnen Kapitel schildern die Situation abwechselnd aus der Sicht der toughen Maggie, der zunächst unsicheren Kate und dem hasserfüllten Serienmörder. Im Gegensatz zu Slaughters Grant County-, Will Trent– und Georgia-Reihen, in denen es meist sehr schnell zur Sache geht, wird in Cop Town eher allmählich Spannung aufgebaut und gerade zu Beginn steht die Charakterentwicklung von Kate und Maggie ziemlich im Vordergrund, was eine schöne Abwechslung zu den Plot- und Action-fokussierten anderen Romanen der Autorin darstellt. An Action mangelt es dem Thriller jedoch vor allem beim finalen Showdown nicht und auch die krassen Gewaltdarstellungen, für die Slaughter wahlweise kritisiert oder geliebt wird, haben ihren Platz in Cop Town. Ich empfehle Cop Town definitiv allen Karin Slaughter-Fans; aber auch Krimi-Leser, die sozialgeschichtlich interessiert und nicht zart besaitet sind, werden ihre Freude an dem Roman haben.
Cop Town – Stadt der Angst ist in deutscher Übersetzung von Klaus Berr im Blanvalet Verlag erschienen. Die Taschenbuchausgabe kostet 14,99 Euro, das E-Book ist für 11,99 Euro erhältlich. Zudem gibt es eine gekürzte Lesung mit Nina Petri, die in der CD-Fassung für 19,99 Euro und als Hörbuch-Download für 13,95 Euro zu haben ist.