Transparenz: Godspeed und Grischa 3: Lodernde Schwingen habe ich mir selbst gekauft, Was uns bleibt ist jetzt wurde mir kostenlos vom Randomhouse Bloggerportal zur Verfügung gestellt (vielen Dank dafür und sorry, dass es mir nicht so richtig gefallen hat.)
Kennt ihr das auch? Ihr lest eifrig einen Roman, fühlt mit den ProtagonistInnen mit, taucht vollkommen in die Handlung ein und fiebert bis zum Schluss mit – aber wenn das Ende dann kommt, seid ihr enttäuscht, verärgert oder gar entsetzt. Heute stelle ich euch meine „Flop 3“ der Romanenden vor, die mich unzufrieden grummelnd zurückgelassen haben. Wie ihr aufgrund des Titels dieses Beitrags vielleicht schon ahnt, herrscht SPOILERALARM für die Romane Godspeed: Die Reise beginnt, Grischa 3: Lodernde Schwingen sowie Was uns bleibt ist jetzt.
Platz 3: Godspeed: Die Reise beginnt von Beth Revis
Dieser Jugendroman mit Science Fiction- und Krimi-Elementen spielt auf einem Mehrgenerationen-Raumschiff namens Godspeed. Während die siebzehnjährige Amy zusammen mit ihren Eltern im Kälteschlaf darauf wartet, dass die Godspeed einen neuen, bewohnbaren Planeten erreicht, soll Junior der Nachfolger des Anführers werden, der die Ordnung auf dem Schiff aufrecht erhält. Doch dann wird Amy fünfzig Jahre zu früh geweckt. Bald stellt sich heraus, dass das kein Unfall war und dass jemand absichtlich die tiefgefrorenen Passagiere auftaut, um diese umzubringen. Können Amy und Junior die Morde aufklären und verhindern, dass noch weitere Passagiere sterben? Der Roman hat viele Dinge, die für ihn sprechen: Das Setting auf einem durch das Weltall reisenden Raumschiffs ist gut ausgearbeitet, die Gesellschaft auf der Godspeed ist interessant zu beobachten und es gibt sympathische Nebenfiguren wie beispielsweise Juniors besten Freund Harley – ein Künstler, der jedoch vom Anführer für psychisch krank erklärt worden ist. Der zu lösende Kriminalfall sorgt dafür, dass die Geschichte spannend bleibt. Ich hatte Spaß beim Lesen, bis Amy am Ende erfährt, dass Junior derjenige war, der sie aufgetaut hat (und zwar weil er scharf auf sie war sich unsterblich in sie verliebt hat). Diese Enthüllung an sich hat mich jedoch weniger schockiert als Amys Reaktion darauf. Als Junior Amy seine Tat gesteht, ist sie froh darüber, dass er zumindest ehrlich zu ihr ist. Wie bitte??? Der Typ hat deine Chance zunichte gemacht, auf einem fremden Planeten ein neues Leben zu beginnen! Seinetwegen musst du nun deine verbleibende Lebenszeit auf einem muffigen, autoritär regierten Raumschiff verbringen! Ein bisschen Wut wäre hier meiner Meinung nach durchaus angebracht…
Platz 2: Grischa 3: Lodernde Schwingen von Leigh Bardugo
Bevor Leigh Bardugo die Welt mit Das Lied der Krähen beglückt hat, veröffentlichte sie die Grischa-Trilogie, die in derselben fiktionalen Welt spielt. Im Mittelpunkt der Serie steht Waisenmädchen Alina Starkov, das überraschend ihre übersinnliche Grischa-Kräfte entdeckt. Es gibt auch hier viele Sachen, die mir an der Romanreihe gefallen haben: ich mag das Konzept von mit Grischa-Kräften ausgestatteten Menschen; das ans russische Zarenreich angelehnte Setting ist mal was anderes und das Buch wartet mit zahlreichen faszinierenden Nebenfiguren auf wie beispielsweise Alinas Antagonisten, dem mysteriösen Dunklen, den Alina gleichzeitig fürchtet, aber auch irgendwie begehrt, oder dem schlagfertigen Prinzen Nikolai oder ihrer Freundin Genya, die sich durch nichts unterkriegen lässt. Alina als Heldin hingegen fand ich eher schwierig, da ihr Verhältnis zu ihren Kräften die meiste Zeit über ambivalent war. Daher hat mich das Ende auch nicht wirklich überrascht, aber schon irgendwie enttäuscht. Anstatt ihre sehr starken und nützlichen Kräfte als Teil ihrer Identität anzunehmen, opfert Alina diese. Am Ende ist Alina wieder ein ganz normales (machtloses) Bauernmädchen, das ganz darin aufgeht, zusammen mit ihrer Jugendliebe ein Kinderheim, in dem Dorf, in dem sie selbst aufgewachsen ist, zu betreiben. Da kann meine innere Feministin nur mit den Augen rollen…
Platz 1: Was uns bleibt ist jetzt von Meg Wolitzer
Seit dem Verlust ihrer ersten großen Liebe Reeve ist Jam einfach untröstlich. Ihre Eltern stecken sie daraufhin in ein Internat für traumatisierte Teenager, wo Jam einen ganz besonderen Literaturkurs belegt. In diesem gibt ihr die Lehrerin Mrs Q ein Tagebuch, das es Jam erlaubt, mental in die Zeit vor dem schrecklichen Ereignis zurückzureisen. Wie besessen füllt Jam immer mehr Seiten des Buches, um weiterhin Zeit mit Reeve verbringen zu können. Doch was wird geschehen, wenn auch die letzten Seiten des Buchs beschrieben sind? Die Antwort auf diese Frage lautet in diesem Fall: eine große Enttäuschung. Ich wollte diesen Roman wirklich mögen. Die Idee, mit einem Tagebuch mental in der Zeit zurückzureisen, finde ich nämlich super und auch die Nebenhandlungen und -figuren haben mir ebenso gut gefallen wie der Schreibstil. Aber als ich am Ende erfahren habe, dass Reeve gar nicht tot ist und dass Jam sich die Beziehung zu ihm bloß eingebildet hat, fühlte mich veräppelt und als Leserin nicht ernst genommen. Meine gesamte Empathie für Jam basierte schließlich auf deren nachvollziehbarer Trauer und während sie zuvor wie ein verständlicherweise verstörter Teenager wirkte, sieht nach der Enthüllung eher wie ein verwöhntes Gör aus, das nicht damit zurecht kommt, wenn sie einmal nicht alles bekommt, was sie haben will. Schade!
Wart ihr schon einmal von einen Romanende so richtig enttäuscht? Oder habt ihr eines der drei Bücher gelesen und seid anderer Meinung als ich? Lasst gern einen Kommentar da!